Wie finde ich bloß den für mich „richtigen“ Ausbildungsberuf oder Studiengang?

Wie finde ich bloß den für mich „richtigen“ Ausbildungsberuf oder Studiengang?
Von Joachim Diercks, Geschäftsführer der CYQUEST GmbH

„Du kannst alles werden! Die Welt steht dir offen!“ Unter diesem Motto ist eine ganze Generation groß geworden. Und trotz Brexit oder coronabedingt zeitweise geschlossener Grenzen ist es ja auch richtig: Jahrzehnte der Globalisierung haben die Welt kleiner gemacht. Auslandsjahr in Kanada, Work&Travel in Australien oder Au-Pair in Frankreich – für die Generation Y, Z und Alpha ist das nichts Außergewöhnliches. Und selbst wenn man den Blick gar nicht in die weite Welt schweifen lässt, sondern sich erstmal „nur“ der Frage widmet, was denn nach der Schule kommen soll, also zum Beispiel ein Studium oder eine Berufsausbildung, ist die Welt bunt und voller Optionen.

Ausbildung oder Studium?

Die Frage „Ausbildung oder Studium“ ist ja schon mal eine, die sich gar nicht so leicht beantworten lässt. Und damit nicht genug, gibt es doch mittlerweile mit den unterschiedlichsten Formen dualer Studiengänge auch jede Menge Mischformen zwischen klassischem Studium und Berufsausbildung. Und dann kommt die schier unglaubliche Vielzahl an jeweiligen Möglichkeiten hinzu: Wer sich für ein Studium interessiert, der kann allein in Deutschland aktuell aus rund 12.000 grundständigen Studiengängen an mehr als 400 Hochschulen auswählen. Wer eine Berufsausbildung anstrebt, dem stehen, je nach Zählweise, zwischen 300 und 600 Ausbildungsberufe zur Auswahl, angeboten von ca. 400.000 Ausbildungsbetrieben. Die Zahl dualer Studiengänge kennt niemand so genau. Es wäre auch fast müßig diese zu zählen, ändert sich das Angebot doch eh buchstäblich täglich. Wer soll das alles überblicken und vor allem, wie soll man da den richtigen Weg für sich finden? Auch wenn es für alles und jeden unheimlich viel an Informationen gibt – „im Internet steht doch alles!“ –, ist die schiere Menge an Informationen nicht zu verarbeiten. Der Ratschlag „schau dir das doch alles mal an, und dann entscheidest du dich“ ist vielleicht gut gemeint, aber natürlich komplett unpraktikabel und weltfremd. Und so ist es auch wenig überraschend, dass die Berufs- und/oder Studienwahl am Ende doch wieder stark von Stereotypen geprägt ist („Ich gehe zum Staat, da ist der Job sicher“ oder „Altenpflege? Das ist doch nichts für Jungs“) oder durch das Umfeld bestimmt bzw. mindestens stark beeinflusst wird („alle meine Freunde machen das“, „Papa sagt, ich soll lieber eine Ausbildung machen, hat ihm auch nicht geschadet“ oder „wer nicht studiert, bringt es zu nix“). Die eigentlich entscheidende Frage, „was passt eigentlich zu mir, was will ich eigentlich“, wird entweder zu selten gestellt, oder es scheitert an der schwierigen Antwort: Denn selbst wenn man halbwegs beschreiben könnte, was einen interessiert, heißt das ja noch lange nicht, dass man dann auch das dazu passende Angebot kennen würde, geschweige denn beschreiben könnte. Dass im Schnitt immer noch über ein Viertel aller begonnenen Ausbildungen oder Studiengänge vor dem Abschluss abgebrochen werden, liegt vor allem daran, dass diese die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnten oder anders formuliert, dass vorab einfach nicht erfüllbare Erwartungen und falsche Vorstellungen vorlagen.

Interessentests

Interessentests

Um eines vorwegzunehmen: Es gibt keine Instrumente, die die oben beschriebenen Probleme vollständig lösen können. Aber, das ist die gute Nachricht, es gibt Tools, die sehr wohl helfen können, das Problem deutlich zu verringern. Und dabei sogar Spaß machen. So bieten beispielsweise verschiedene Plattformen, die sich der Berufs- und Studienorientierung widmen, sogeannante Interessentests. Auf der Website von Einstieg, ein Anbieter von Ausbildungsmessen, findet sich etwa ein kostenloser Berufswahltest, dessen Bearbeitung nur wenige Minuten in Anspruch nimmt. Das Ergebnis ist ein Befund der persönlichen Ausprägung auf sechs berufsrelevanten Interessendimensionen (technisches Interesse, soziales Interesse, künstlerisches Interesse usw.). Und dieses Ergebnis kann dann per Knopfdruck übersetzt werden in zu diesen persönlichen Interessen passenden Ausbildungsberufen. In eine ganz ähnliche Richtung geht ein Angebot, das sich auf „Zeit Online“ bzw. der von der Hochschul-Rektoren-Konferenz betriebenen Website „Hochschulkompass“ findet. Der „Studium-Interessen-Test“ (SIT) dort misst Studieninteressen und übersetzt diese in zu den Interessen passende Studiengänge. Kombiniert mit weiteren Filterkriterien wie der Wunschregion oder der favorisierten Hochschulform wird so ganz schnell aus 12.000 theoretisch möglichen Studiengängen ein überschaubares Set weniger Angebote, die man sich dann auch im Detail anschauen kann. Angebote wie der Berufswahltest oder der SIT dienen also selber noch nicht dem Zweck, den einen perfekt passenden Ausbildungsberuf oder Studiengang zu finden. Sie grenzen jedoch erst einmal die Auswahl so weit ein, dass man sie überhaupt überblicken kann. Über 300.000 (Berufswahltest) bzw. ca. 180.000 (SIT) Nutzungen pro Jahr zeigen, dass Angebote wie diese offenkundig einen zentralen Bedarf junger Menschen bedienen.

Das gilt auch für sogenannte Matching-Tools, wie sie immer mehr Unternehmen im Rahmen ihrer Personalmarketing- und Berufsorientierungsbemühungen einsetzen, etwa auf der Karriere-Website eines Unternehmens, in Social Media oder auf Karrieremessen. Hierbei bekommen die Nutzer_innen eine sehr überschaubare Anzahl an Aussagen – oft kombiniert mit Bildern – präsentiert und sollen diese durch Zustimmung oder Ablehnung bewerten. Nicht ganz zufällig spricht man daher bei diesen Tools oft auch vom „Tinder for Jobs“-Prinzip. Die Antworten auf die Aussagen dienen dazu, das jeweilige vom Unternehmen angebotene Spektrum an Ausbildungsberufen oder dualen Studiengängen für die/den einzelne_n Nutzer_in in eine individuelle Passungsreihenfolge zu bringen und die Menschen so schneller zu den richtigen Einstiegsmöglichkeiten zu führen. Zahlreiche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen setzen solche Tools mittlerweile eine, etwa die Berliner Verkehrsbetriebe („BVG-Ausbildungsmatcher“), der Krankenhauskonzern Sana („Sana-Raketenstart“) oder die Deutsche Telekom („Karrierematcher“).

Diese Matching-Tools dienen genauso wie die oben beschriebenen Interessentests vor allem dem Zweck, den Blick schnell und zielgerichtet auf die mit höherer Wahrscheinlichkeit passenden Einstiegsmöglichkeiten zu lenken. Detaillierte Informationen oder Einblicke in die Berufs- oder Studieninhalte und –realitäten bieten sie jedoch nicht. Das zum Ziel haben wiederum sogenannte Berufsorientierungsspiele (oft auch als virtuelle Praktika bezeichnet) oder deren Pendents auf Hochschulseite, die sogenannten Online-Self-Assessments (OSA).

Matching-Tools

Matching-Tools

Das gilt auch für sogenannte Matching-Tools, wie sie immer mehr Unternehmen im Rahmen ihrer Personalmarketing- und Berufsorientierungsbemühungen einsetzen, etwa auf der Karriere-Website eines Unternehmens, in Social Media oder auf Karrieremessen. Hierbei bekommen die Nutzer_innen eine sehr überschaubare Anzahl an Aussagen – oft kombiniert mit Bildern – präsentiert und sollen diese durch Zustimmung oder Ablehnung bewerten. Nicht ganz zufällig spricht man daher bei diesen Tools oft auch vom „Tinder for Jobs“-Prinzip. Die Antworten auf die Aussagen dienen dazu, das jeweilige vom Unternehmen angebotene Spektrum an Ausbildungsberufen oder dualen Studiengängen für die/den einzelne_n Nutzer_in in eine individuelle Passungsreihenfolge zu bringen und die Menschen so schneller zu den richtigen Einstiegsmöglichkeiten zu führen. Zahlreiche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen setzen solche Tools mittlerweile eine, etwa die Berliner Verkehrsbetriebe („BVG-Ausbildungsmatcher“), der Krankenhauskonzern Sana („Sana-Raketenstart“) oder die Deutsche Telekom („Karrierematcher“).

Diese Matching-Tools dienen genauso wie die oben beschriebenen Interessentests vor allem dem Zweck, den Blick schnell und zielgerichtet auf die mit höherer Wahrscheinlichkeit passenden Einstiegsmöglichkeiten zu lenken. Detaillierte Informationen oder Einblicke in die Berufs- oder Studieninhalte und –realitäten bieten sie jedoch nicht. Das zum Ziel haben wiederum sogenannte Berufsorientierungsspiele (oft auch als virtuelle Praktika bezeichnet) oder deren Pendents auf Hochschulseite, die sogenannten Online-Self-Assessments (OSA).

Virtuelle Praktika

Virtuelle Praktika

Hier geht es darum, sich mit konkreten Inhalten und Aufgabenstellungen aus den jeweiligen Berufen bzw. Studiengängen zu befassen und diese selber zu bearbeiten. Natürlich sind die zu übernehmenden Aufgaben gegenüber der Berufs- bzw. Studienrealität vereinfacht. Und natürlich setzen sie auch kein Fachwissen voraus, das man erst in der jeweiligen Ausbildung erlernt. Es geht vielmehr darum, sozusagen am eigenen Leib zu erfahren, wie sich der jeweilige Job oder Studiengang „anfühlen“ würde, wenn man sich denn für diesen entschiede: Mit welchen Inhalten beschäftige ich mich da? Kann ich das? Vor allem aber: Will ich das? Stellt man bei dieser Selbstüberprüfung fest, dass das Gesehene nicht das richtige für einen selber ist, ist das vollkommen okay! Man hat ja außer ein paar Minuten Lebenszeit nicht viel investiert und kann sich der nächsten Option zuwenden. Das ist auf jeden Fall viel besser, als nach sechs Monaten im Job oder Studium festzustellen, dass man auf das falsche Pferd gesetzt hat. Auch für diese Form der Berufs- bzw. Studienorientierung gibt es zahlreiche Beispiele, etwa das „Abenteuer apoBank“, die „10 Minuten Online-Praktika“ von Deloitte, die „Praxis-Checks“ von Peek & Cloppenburg oder „C!You – start learning@hamburg“ der Freien und Hansestadt Hamburg. Hochschulseitig wären unter anderem die „Online-Studienorientierungen“ der Uni Göttingen oder die „HSNR-Navigatoren“ der Hochschule Niederrhein zu nennen.

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