So kommst du locker durch den Bewerbungsstress

So kommst du locker durch den Bewerbungsstress
Von Eva Stock, HR-Expertin, Autorin und Bloggerin unter hrisnotacrime.com

“Wie bewerbe ich mich richtig?” - alleine diese Suchanfrage beschert einem auf Google in 0,6 Sekunden über eine halbe Million Einträge. Wer soll sich das denn alles durchlesen? Beratung bekommst du überall, denn eine Meinung zum Bewerben hat wirklich jede_r. Verwandte, Bekannte, Kommilitonen, Mitschüller_innen, Lehrer_innen.

Bewerben ist immer ein bisschen anstrengend – das gehört leider dazu!

Ohne Fleiß keinen Preis. Es ist leider so. Du musst dich also darauf einstellen, dass du ein paar Bewerbungen abschicken musst, bevor du eine erste Einladung bekommst. Leichter klappt es mit dem Bewerben, wenn du dir zum Beispiel erstmal auf LinkedIn ein Profil anlegst. Dort wirst du durch das System schon automatisch durch deinen Lebenslauf und Inhalte geführt, die du angeben solltest. Ein weiterer Vorteil von Jobplattformen wie LinkedIn oder Xing sind ihre eigenen Jobbörsen, bei denen du dich auf viele Jobs direkt mit deinem Profil bewerben kannst. Es genügt ein Klick. Damit entfällt ganz schön viel Aufwand. Teste es einfach mal aus! Für deinen selbstgeschrieben CV kannst du dich am Layout dieser Profile orientieren. Wenn du keine Word-Lizenz hast, nutze doch einfach kostenlose Programme wie zum Beispiel GoogleDocs. Dort findest du sogar kostenfreie Vorlagen für ansprechend designte Lebensläufe. Den Lebenslauf solltest du immer als PDF abspeichern. Wenn du nicht genau weißt, wie das funktionier: Google hat unendlich viele Tutorials zu diesen Themen bereit.

Es gibt kein perfektes Anschreiben

Das Anschreiben empfinden die meisten Bewerbenden als eine Qual. Wie soll man sein Leben denn auf einer Din-A4-Seite beschreiben? Egal, ob du dich für ein Anschreiben oder beispielsweise für eine Bewerbung mit einem kleinen Videoclip entscheidest. Orientiere dich einfach an diesen drei Fragen, um dein Anschreiben zu erstellen: 1. Auf welche Stelle möchtest du dich bewerben? 2. Was interessiert dich an dieser Stelle und/oder dem Unternehmen? 3. Welche Erfahrungen bringst du mit? Bei der letzten Frage dürfen es neben Nebenjobs und Praktika auch Hobbies sein.

Wenn du zum Beispiel gern Teamsport treibst, dann zeigt das, dass du teamfähig bist. Wenn du im Supermarkt jedes Jahr die Inventur machst, unterstreicht das deine Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit.. Denk also ein bisschen um die Ecke, aber stecke auch nicht zu viel Zeit rein. Achte vor dem Absenden noch darauf, dass du das richtige Unternehmen bzw. die richtigen Ansprechpartner_innen nennst. Und wenn du siehst, dass dir in deinem Dokument etwas rot unterkringelt wird, dann checke das bitte noch einmal auf Rechtschreibfehler.

Dein Lebenslauf muss nicht total crazy aussehen.

Klar, eine schöne Verpackung ist super – aber bei Bewerbungen eher hinderlich. Personalentscheider_innen wollen gerne auf einen Blick und in chronologischer Reihenfolge sehen, was du bisher so gemacht hast. Wenn du eben noch nicht so viel Berufserfahrung hast und dein Lebenslauf eher leer aussieht, fülle diesen bitte nicht mit übergroßen Fotos oder Schnörkeleien aus. Das lenkt nur ab.

Wichtig in deinem Lebenslauf sind auch deine Kontaktmöglichkeiten. Wenn deine einzige Mail-Adresse noch shisha666@ oder kleinesmausi@ lautet, dann solltest du dir eine seriösere Mail-Adresse zulegen. Diese könnte zum Beispiel vorname.nachname@ lauten. Wenn die Kombi schon vergeben ist, dann füge einfach noch dein Geburtsjahr oder deine Heimatstadt an. Bitte checke auch unbedingt deine Handynummer. Zahlenverdreher passieren gerne mal. Im Zweifel kann dich dann aber niemand erreichen.

Apropos erreichen: Viele Personaler_innen rufen auch einfach bei dir an, um mit dir einen Termin abzustimmen. Sollte auf deinem Display also ein unbekannter Anrufer oder eine unbekannte Nummer auftauchen, gehe ran oder rufe zurück, denn es könnte die Einladung zu einem Gespräch sein. Auch solltest du dringend dein Mailfach regelmäßig checken, um zu schauen, ob du eine Gesprächseinladung erhalten hast.

Auch ein virtuelles Kennenlernen braucht ein bisschen Vorbereitung.

“Hilfe, ich bin zum Videocall eingeladen! Was nun?!“ Das Wichtigste ist, erstmal zu entspannen und tief durchzuatmen. Virtuelle Jobinterviews sind seit Corona sehr weit verbreitet. Mit ein paar kleinen Tipps und Tricks kannst du dich optimal vorbereiten – ganz ohne Panikmodus! Du hast nur ein Smartphone oder ein Tablet und keinen Laptop? Kein Problem, die meisten Tools können mittlerweile über eine App auch am Smartphone genutzt werden! Bitte installiere am besten am Tag vorher alles und schaue, dass du im WLAN eingeloggt bist, wenn das Gespräch stattfindet oder dass du dir ein paar GB mehr Datenvolumen hinzukaufst. Ist das nicht möglich, dann bitte im Vorfeld (mind. einen Tag vorher) darum, das Gespräch ohne Video machen zu dürfen oder eben doch erstmal “nur” per Telefon. Gute Personaler_innen verstehen deine Situation und suchen gemeinsam mit dir nach Lösungen.

Das WLAN steht, die App ist installiert? Dann solltest du dir unbedingt noch ein Headset besorgen. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Ein gutes InEar-Headset mit Kabel gibt es schon für 10 bis 15 Euro. Und wenn du dann noch einen Zehner mehr übrig hast, kaufe dir doch ein kleines Ringlicht für den Tisch und einen Smartphonehalter. So hast du ein perfektes Setup auch ohne Rechner!

Du musst dich nicht verkleiden.

Egal ob per Videocall oder vor Ort: Das Outfit ist immer wieder Thema. Was soll man bloß anziehen zu Bewerbungsgesprächen? Mit “Business casual” liegst du nie verkehrt. Im Groben bedeutet das: eine Chino oder dunkle Jeans gepaart mit einem Hemd oder einer Bluse und einem leichten Pullover oder einem lockeren Blazer. Auch einfarbige T-Shirts gehen klar. Google das einfach mal und schau dir Fotos an, dann wirst du schnell auf eine passende Idee kommen. Und in Sachen Schuhwerk: Dezente Sneaker gehen heute in fast allen Unternehmen. Solltest du Lederschuhe besitzen, dann nimm die, wenn du dich damit besser fühlst. Wichtig ist, dass es zum Unternehmen passt. Eine konservative Unternehmensberatung möchte dich lieber im (Hosen-)Anzug sehen. Einem Startup ist es meistens egal, wie du aufläufst. In jedem Fall gilt: Hauptsache deine Sachen sind sauber, du siehst ordentlich aus und fühlst dich wohl in deinem Outfit. Ist doch klar, der erste Eindruck zählt. und du würdest dich ja auch für ein erstes Date besonders schick machen, oder?

Ob virtuell oder vor Ort: Ein bisschen kannst du dich auf das Gespräch vorbereiten.

Du musst für dein Vorstellungsgespräch nicht die Namen sämtlicher Chef_innen kennen und auch keine Firmengeschichte auswendig lernen. Allerdings solltest du dir vorher nochmal die Stellenausschreibung anschauen, auf die du dich beworben hast und noch einmal recherchieren, was das Unternehmen eigentlich macht. Das klingt trivial, aber ich saß schon in vielen Gesprächen, in denen schnell klar war. Der oder die Kandidat_in weiß gar nicht, worauf er oder sie sich eigentlich beworben hat. Das ist für beide Seiten Zeitverschwendung.

Vorbereiten kannst du dich auch, indem du dir einfach ein paar Fragen zum Unternehmen überlegst, die du meist gegen Ende des Gespräches stellen kannst. Zum Beispiel: Wie lange sind die Mitarbeitenden im Schnitt in Ihrem Unternehmen beschäftigt? Damit kannst du abschätzen, ob es den Menschen gefällt, für diese Firma zu arbeiten, und ob man sich dort weiterentwickeln kann. Oder: Wie würden denn meine ersten drei Wochen ungefähr aussehen bzw. was sollte ich unbedingt mitbringen, damit ich in Ihrem Unternehmen erfolgreich bin? Mit Hilfe der Antworten bekommst du schon ein besseres Gefühl dafür, ob dir der Job wirklich Spaß machen könnte.

Du musst dich nicht zwingend beim Unternehmen melden.

Diese Tipps, dass du “mal anrufen solltest, um zu zeigen, dass du den Job willst”, sind Quatsch. Du musst dich nicht beim Unternehmen melden, wenn kein Anlass dazu besteht. Ausnahmen gibt es natürlich immer mal. Wenn du weißt, dass es ein sehr kleiner Betrieb ist, wo der/die Chef_in selbst noch die Auswahl macht, dann kannst du auch mal durchrufen.

Im Normalfall erhältst du aber nach Versand deiner Bewerbung eine Eingangsbestätigung aus dem Personalbereich. Diese kann auch mal ein bis zwei Tage auf sich warten lassen. Solltest du nach einer Woche noch gar keine Bestätigung erhalten haben, dann solltest du allerdings mal nachhorchen, ob deine Bewerbung eingegangen ist. Auch, wenn vereinbarte Termine ohne Rückmeldung durch das Unternehmen verstrichen sind, darfst du ruhig mal freundlich nachhaken. Das kannst du auch per Mail machen.

Du darfst Angebote und Termine auch absagen.

Als Bewerbende_r darfst auch du bestimmen, wie die Bewerbung abläuft. Du kannst Terminvorschläge ablehnen. Dann mache aber auch direkt am besten zwei bis drei Gegenvorschläge, damit die Kommunikation schneller vorangeht. Du darfst auch Arbeitsverträge und Zusagen ablehnen und dich dazu entscheiden, doch nicht anzufangen. Hauptsache, du hältst die Kommunikation aufrecht, nachdem man auf dich zugekommen ist.

Als Personalerin kann ich dir nämlich sagen, nichts fühlt sich schlimmer an als von Kandidat_innen versetzt zu werden. So ganz ohne ein Wörtchen klamm und heimlich zu verschwinden, das hinterlässt ja auch bei dir kein gutes Gefühl.

Falls du das Gespräch nicht gut fandest oder dir das Angebot nicht zusagt, traue dich einfach und gib eine ehrliche Rückmeldung mit einer Absage. Gute Personaler_innen und Unternehmen wollen von einem ehrlichen Feedback lernen und reagieren auch nicht patzig oder böse. Sollte das doch geschehen, obwohl du freundlich und nett warst, dann weißt du ja, welches Unternehmen du nicht deinen Freund_innen weiterempfehlen wirst.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Bewerben und natürlich drücke ich dir die Daumen, dass du deinen Traumjob findest!

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